Wie die beiläufige Bemerkung ihres Mannes über das Verfallsdatum das Leben einer 47-jährigen Frau veränderte.

newskey24.com 6 dni temu

Wie die Bemerkung meines Mannes über das Verfallsdatum das Leben einer 47-jährigen Frau veränderte.

Ich starrte auf die aus dem Ofen geholten Hacksteaks, leicht an den Rändern angebrannt, und konnte meinen Ohren nicht trauen.

Du bist abgelaufen. Ich will die Scheidung, sagte mein Mann und schob seinen Teller weg. Es klang so banal, als verkünde er eine weitere Benzinpreiserhöhung. Ich erstarrte, die Holzkochschaufel noch in der Hand. Der Kaktus auf der Fensterbank zeigte traurig mit einer krummen Dornenspitze nach oben, als wollte er bestätigen: Für dich ist es vorbei. Ich bin siebenundvierzig, und mit Hans haben wir zwanzig Jahre zusammengelebt. Unser Sohn, Lukas, studiert schon lange in einer anderen Stadt, und der Immobilienkredit für unsere Zweizimmerwohnung ist fast abbezahlt. Und dann, auf einmal: abgelaufen.

Alles um mich herum wirkte erstarrt, wie ein Schwarz-Weiß-Bild aus einer alten Fernsehsendung. Ich betrachtete die verkohlten Steaks und dachte melancholisch: Kann ich die verbrannten Stellen noch retten, oder ist es schon zu spät? Seltsam, wie der Geist sich an Kleinigkeiten klammert, wenn etwas wirklich Erschreckendes passiert.

Routine, der Rost der Beziehung

Seit dem Frühling herrschte eine gespannte Stille in unserem Haus. Hans kam spät von der Arbeit, und am Wochenende vergrub er sich in Berichten, die ein neuer Vorgesetzter ihm aufgetragen hatte. Ich hingegen versank im Büroalltag: Finanzbilanzen erstellen, Papierstapel sortieren, abends unsere Katze Mieze streicheln. Gespräche waren selten. Nur ein kurzes Hol bitte Milch, Lade die Karte auf, Wer macht heute das Geschirr? Eine klebrige Müdigkeit hatte eine hohe Mauer zwischen uns errichtet.

Lukas, unser neunzehnjähriger Sohn, studiert in einer anderen Stadt, wohnt im Studentenwohnheim, und wir sehen ihn kaum. Manchmal ruft er an und fragt nach Geld. Im Sommer war er zu Besuch gekommen, und wir hatten überlegt, gemeinsam zu grillen, doch daraus wurde nichts: Entweder war das Wetter schlecht, oder Hans war zu müde. Schon damals spürte ich, dass wir mehr Nachbarn als Eheleute waren.

Und dann, gestern, das endgültige Urteil: Du bist abgelaufen.

Katalysator und wachsender Konflikt

Der Schatten der Scheidung hatte sich schon lange ausgebreitet. Vor einigen Wochen war das Küchenwaschbecken verstopft, und ich hatte einen Klempner gerufen. Plötzlich sagte Hans: Das ist Männersache, halt dich da raus. Warum nur? Er selbst reparierte abends nie etwas. Doch er warf mir vor, nicht gewartet zu haben als ginge es ihm darum, mir meine Unfähigkeit vorzuhalten.

Dann dieser merkwürdige Vorfall: Unsere Nachbarin, Tante Helga, hatte uns im Treppenhaus gefragt: Hans, Nadine, feiert ihr bald euren Hochzeitstag? Mein Mann und ich tauschten einen verwirrten Blick der Jahrestag war schon vor einem Monat gewesen. Wir hatten ihn beide vergessen. Die Nachbarin sah uns mitleidig an, als wüsste sie bereits von unserem Unglück.

Doch mit so viel Offenheit hatte ich nicht gerechnet:
Eine Scheidung? Wirklich?
Wirklich, sagte mein Mann, ohne mich anzusehen. Ich bin müde. Das geht schon zu lange.

Versuch zu verstehen und anzupassen

Die Nacht verbrachte ich auf unserem alten Sofa, auf dem ich sonst meine Serien schaute. Mieze spürte meinen Kummer und schnurrte leise an meinen Füßen. Hans hörte ich kaum er hatte sich im Schlafzimmer eingeschlossen. Am Morgen stellte ich wie automatisch den Kaffee an und, während ich den schiefen Topf mit dem Kaktus betrachtete, dachte ich: Der Arme wird es auch nicht schaffen. Er steht schon lange in der Ecke, ohne zu blühen. Einmal hat er geblüht, aber nur ein einziges Mal.

Ich wollte ein offenes Gespräch mit Hans führen, doch mir fehlte die Kraft. Ich ging zur Arbeit und versuchte, den Schein zu wahren. Im Büro: Papierstapel, graue Akten, Kollegen, die in der Mittagspause Sudoku spielten Und ich konnte mich nicht konzentrieren. Ein Gedanke hammerte in meinem Kopf: Bin ich wie eine abgelaufene Konserve?

Erst am späten Nachmittag rief ich meinen Sohn an:
Lukas, hier Papa hat beschlossen, sich scheiden zu lassen.
Nach einer Pause antwortete er:
Mama, ich hab schon länger gespürt, dass etwas nicht stimmt. Wenn es dir zu viel wird, stehe ich dir bei, seine Stimme war ruhig, fast bedauernd. Lass dich nicht unterkriegen, okay?

Ich hörte seine Sorge heraus. Einerseits ist er erwachsen, andererseits hat er nur eine Familie, und plötzlich bricht alles auseinander.

Der Anruf meiner Schwiegermutter

Am nächsten Tag rief meine Schwiegermutter an. Normalerweise erkundigt sie sich nach den Tauben auf unserem Balkon, doch diesmal kam sie direkt zur Sache:
Es geht um eine Scheidung? Hans hat mir etwas davon erzählt. Wie kann man in diesem Alter seine Familie einfach aufgeben?!
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, und stammelte:
Ich bin nicht diejenige, die das will.
Dann hast du es nicht bemerkt, hast dich nicht genug um ihn gekümmert. Ihr seid keine Kinder mehr, Nadine. Unser Hans ist bald achtundvierzig! Du hättest für seine Ruhe sorgen müssen, aber du warst zu sehr mit deiner Arbeit und deinen Berichten beschäftigt.

Ich hätte fast ausgeflippt: Also war ich an allem schuld, nicht weiblich genug. Doch ich beherrschte mich: Was half es, mit ihr zu streiten? Sie lebt jetzt in einem Dorf, verbringt ihre Tage im Garten mit ihrer jüngeren Schwester und den Enkeln ihrer Nichte. Von unserer Beziehung weiß sie nur aus seltenen Telefonaten. Und doch ist sie überzeugt, dass die Schwiegertochter schuld ist.

Gespräch am Küchentisch

Am Samstag redeten wir endlich wie Erwachsene. Er kam unrasiert und mürrisch aus dem Bad und setzte sich mir in der Küche gegenüber. An der Wand tickte die alte Uhr mit dem Kuckuck, den meine Oma mir vererbt hatte seit fünf Jahren war der Vogel stumm. Symbolisch schien die Zeit auch in unserer Familie stehengeblieben.
Ich werde meine Meinung nicht ändern, sagte mein Mann leise und schob seine Teetasse weg. Ich bin müde, Nadine. Von Gefühlen kann keine Rede mehr sein. Diese Wohnung ist es nicht wert, uns daran zu binden. Du kannst hier weiterleben. Ich verlange keinen schnellen Verkauf. Aber ich möchte die Hälfte des Wertes. Ich werde mir etwas anderes suchen, vielleicht erst mal mieten, und dann sehen.

Ich betrachtete den abgeblätterten Tisch, die ausgebleichte Wachstuchdecke in Karomustern und hörte diesen fast geschäftsmäßigen Monolog. Als würden zwei Geschäftspartner über eine Bilanz sprechen. Dabei liegen zwanzig Jahre hinter uns. Die Traurigkeit übermannte mich, auch wenn ich mich schämte, vor ihm zu weinen.

Ich verstehe, antwortete ich und versuchte, meine Stimme nicht

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