Greta brätelte Frikadellen, als ihr Mann in die Küche kam. »Greta, wir müssen reden«, sagte Stefan entschlossen. »Reden wir«, erwiderte sie knapp.
»Vielleicht setzt du dich erst mal und hörst mir richtig zu?«, klang es ungeduldig aus Stefans Stimme. »Keine Zeit, ich muss auf die Frikadellen aufpassen«, entgegnete sie. »Was wolltest du mir sagen?«
»Ich «, Stefan stockte, suchte nach Worten. »Ich habe eine andere Frau kennengelernt. Ich verlasse dich!«
»Ich gratuliere dir. Wirklich, ich freue mich für dich!«, sagte Greta ruhig.
»Gratulierst du mir? Freust du dich?« Er starrte sie fassungslos an. Doch Stefan hatte keine Ahnung, was Greta in diesem Moment wirklich plante.
»Ehrlich gesagt «, die Freundin zögerte, als fürchte sie, zu viel zu verraten. »Ich verstehe es immer noch nicht: Wie konntest du das nur wagen? Das geht doch wirklich zu weit, Greta!«
»Zu weit womit? Gut oder böse?«
»Na ja, das kommt ganz darauf an, wie man es betrachtet.«
»Egal, wie man es betrachtet«, lächelte Greta. »Das Ergebnis zählt. Und mein Ergebnis ist perfekt. Ich habe bekommen, was ich wollte!«
»Trotzdem«, murmelte die Freundin missmutig. »Es wird bestimmt negative Folgen geben «
»Hör auf, Unheil zu prophezeien!«, fuhr Greta sie an. »Wenn es soweit ist, werden wir sehen. Jetzt ist meine Zeit der Freude und des wahren Sieges! Also verdirb mir nicht den Moment!«
Die Freundin zuckte beleidigt die Achseln und drehte sich weg, als interessiere sie plötzlich der Ausblick aus dem Fenster.
Alles begann an jenem Abend, als Stefan nach der Arbeit heimkam und, sichtlich unsicher, verkündete:
»Wir müssen reden «
Greta spürte, wie sich alles in ihr zusammenkrampfte. Sie hatte lange darauf gewartet, dass er endlich den Mut fand. Und nun ging es los.
»Dann rede«, sagte sie und wendete die Frikadellen.
»Setz dich doch wenigstens und hör mir zu!«, klang es ungeduldig. »Oder soll ich mit deinem Rücken reden?«
»Keine Zeit, Schatz«, antwortete sie gelassen. »Gleich erinnert sich Timmi an mich und ruft: Mama, hier! Mama, da! Also verschwende keine Zeit. Was wolltest du mir sagen?«
»Ich «, Stefan rang nach Worten, »ich habe eine andere Frau getroffen «
»Und?« Greta drehte sich nicht einmal um. »Was noch?«
»Mach doch mal den Herd aus!«, brach es aus ihm heraus. »Hörst du überhaupt, was ich sage? Ich liebe eine andere Frau!«
»Ich höre.« Greta sah ihn endlich an. »Ich gratuliere dir.«
»Was?!« Stefans Verblüffung kannte keine Grenzen. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Gelassenheit.
»Leiser bitte, du erschreckst die Kinder.« Gretas Stimme blieb ruhig, als sei sie überhaupt nicht überrascht.
»Du wusstest es?«, hauchte Stefan.
»Nein. Aber ich habe es geahnt.«
»Geahnt?«
»Natürlich. Würdest du nicht misstrauisch werden, wenn ich ständig zu spät von der Arbeit käme, mein Telefon versteckte oder plötzlich im Gästezimmer schliefe? Stefan, jeder spürt, ob er noch geliebt wird oder nicht.«
»Warum hast du dann geschwiegen?«
»Weil du mir den Antrag gemacht hast«, erwiderte sie mit einem schelmischen Blick. »Und die Familie zu zerstören das war deine Entscheidung.«
»Warum so gemein?«
»Wie denn sonst? Hättest du nur eine Affäre gehabt, hättest du weiterhin geschwiegen. Aber du hast das Gespräch gesucht also war deine Entscheidung schon gefallen. Also mach dir keine Sorgen, sprich es aus «
Stefan starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. So viel Selbstbeherrschung, Würde er hatte Tränen erwartet, keine kühle Überlegenheit.
»Kurz gesagt, ich habe einen Vorschlag «
»Das hört sich interessant an « Greta setzte sich und musterte ihn aufmerksam.
»Ich habe nachgedacht Wir haben einen Kredit Du wirst ihn kaum allein abbezahlen können, selbst mit Unterhalt «
»Und die Scheidung diskutieren wir nicht mehr?« In Gretas Stimme lag ein metallischer Klang, den Stefan nicht bemerkte.
»Was gibt es da zu diskutieren?«, warf er gleichgültig ein. »Es ist doch klar, dass du mir nicht verzeihen wirst.«
»Stimmt«, lächelte sie. »Du kennst mich ja in- und auswendig «
»Also«, Stefan merkte die Falle nicht. »Es wäre besser, wenn du in deine Einzimmerwohnung ziehst und ich hier bleibe.«
»Und die Kinder?«
»Was ist mit ihnen? Natürlich nehmen sie mit dir.«
»Also wohne ich mit zwei Kindern auf achtzehn Quadratmetern, und du mit deiner neuen Liebe in unserem Dreizimmerappartement?«
»Ja. Du kannst den Kredit nicht stemmen. Das ist doch logisch. Ich habe ihn sowieso immer allein bezahlt.«
»Verstanden.« Greta stand auf. »Ich muss darüber nachdenken.«
Sie ging auf den Balkon.
»Na dann, denk mal schön«, rief er ihr spöttisch hinterher. Frauen und ihr ewiges Nachdenken
Während Greta draußen war, lud Stefan sich zwei Frikadellen auf den Teller, dazu Kartoffelbrei aus dem Schnellkochtopf, und begann zu essen.
Er kam nicht dazu, fertig zu essen.
»Ich bin einverstanden«, verkündete Greta, als sie zurückkam. »Aber unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«, fragte er herablassend.
»Du bleibst mit deiner neuen Flamme und unserem Sohn hier. Meine Tochter und ich ziehen aus.«
»Was?!« Stefans Gesicht erstarrte. »Du willst die Kinder trennen?!«
»Ja. Was ist daran so schlimm?«, fragte sie gelassen. »Die Kinder sind unser beider Verantwortung. Unser Sohn, von dem du immer geträumt hast, bleibt bei dir. Meine Tochter bei mir. Fair, oder?«
»Bist du verrückt? Kinder sind keine Möbel!«
»Eben«, entgegnete sie ungerührt. »Also soll ich sie ein Leben lang allein schultern, während du dein Leben genießt? Nein. So nicht.«
»Ich zahle doch Unterhalt! Und helfe, wo ich kann «
»Natürlich. Du zahlst mir, ich dir. Wir haben die Kinder zusammen bekommen, also erziehen wir sie gemeinsam. Willst du unseren Sohn nicht, nimm die Tochter. Sie ist älter, einfacher. Siehst du, ich komme dir entgegen.«
»Ich wusste, dass du eigenartig bist, aber so sehr?!«, rief er. »Willst du dich an mir rächen, indem du die Kinder benutzt?«
»Denk nicht so viel von dir«, entgegnete sie kühl. »Du bist es nicht wert, dass ich mich räche. Ich will nur Gerechtigkeit. Du bekommst die Dreizimmerwohnung mit Kredit und unseren Sohn. Ich die Einzimmerwohnung und unsere Tochter. Gegenseitiger Unterhalt. Nur so trennen wir uns einvernehmlich. Sonst kämpfe ich. Ich gebe keinen Zentimeter nach. Denk nach. Aber denk woanders.«
Stefan ging.
Er sprach mit seiner Geliebten, seiner Mutter, seiner Schwester.
Alle waren sich einig: Greta bluffte. Keine Mutter würde ihr Kind für ein paar Quadratmeter opfern. Also konnte er getrost zust