Erster Eindruck: Warum die erste Begegnung so entscheidend ist

polregion.pl 6 dni temu

Erster Eindruck

Mama, das ist Anneliese, sagte Friedrich mit leichtem Verlegenheit, als er die junge Frau vorstellte, die er so spät noch mit nach Hause brachte.

Guten Abend, erwiderte Helene und musterte die unerwartete Besucherin mit missbilligendem Blick. Was für eine charmante Uhrzeit für Vorstellungen! Es ist fünf vor zwölf…

Ich habe Friedrich ja gesagt, es sei zu spät, verteidigte sich Anneliese sofort, aber hört er auf mich? Ein echter Dickkopf, dieser Mann!

Gut gespielt, dachte Helene verbittert. Sie rechtfertigt sich und malt ihn als Tyrannen. Nicht sehr sympathisch, dieses Mädchen.

Kommt schon herein, seufzte sie und zog sich wortlos ins Schlafzimmer zurück.

Was sollte sie auch tun? Ihren einzigen Sohn mitten in der Nacht vor die Tür setzen? Wegen einer Fremden? Wenn sie zusammenleben wollten, bitte. Eine Mutter ist da, um ihren Sohn zu beschützen und ihm die Augen zu öffnen. Und Helene würde das schnell erledigen. Friedrich würde seine Freundin dorthin zurückschicken, woher sie kam ohne Bedauern. Er würde sogar erleichtert sein!

Die ganze Nacht brütete Helene über ihren Plan, Anneliese aus der Wohnung zu vertreiben.

Nein, sie war nicht gegen die Heirat ihres Sohnes. Mit dreißig war es höchste Zeit, dass er eine Familie gründete.

Aber nicht mit ihr!

Erstens war sie viel jünger. Ein klarer Beweis, dass der Wind ihr ins Hirn pfiff.

Eine Ehefrau? Eine Mutter? Eine Hausherrin?

Zweitens sprach ihr Verhalten Bände: mitten in der Nacht bei Leuten auftauchen, ohne sich auch nur zu entschuldigen! Und dann wagte sie es noch, ihren geliebten Sohn grundlos zu beschuldigen…

Und dann hatte sie auch noch übernachtet!

War das das erste Mal oder eine Gewohnheit?

Kurzum: Helene mochte sie einfach nicht.

Und Friedrich würde es bald genauso sehen.

Wozu sich mit ihr abgeben?

Der Plan erwies sich als unnötig.

Anneliese bot ihr selbst genug Gelegenheiten, die Dinge richtigzustellen.

Das erste Alarmsignal ertönte schon am Morgen.

Sie verschloss sich im Badezimmer eine ganze Stunde lang.

Friedrich lief hilflos in der Wohnung hin und her, immer wütender.

Mein Schatz, was ist denn los?, fragte Helene mit übertriebener Sanftmut. Das Mädchen macht sich hübsch, sie will dir gefallen…

Aber ich muss zur Arbeit!

Dann klopf an die Tür und erklär ihr, dass sie nicht allein hier ist, schlug die Mutter vor.

Das wäre peinlich, murmelte er. Wir reden später darüber. Und du, Mama, kommst du nicht zu spät?

Ich? Nein. Ich bin schon lange fertig. Hier, ich habe Pfannkuchen gemacht. Komm, frühstücke.

Ich habe mich noch nicht mal gewaschen!

Egal, das machst du später. Bis dahin, verschwende keine Zeit iss was Ordentliches, du brauchst Kraft für den Tag.

Friedrich setzte sich an den Tisch.

Da trat Anneliese aus dem Badezimmer, ein Handtuch um den Kopf, strahlend.

Endlich!, rief Friedrich und stürzte zum beschlagenen Spiegel.

Er wusch sich hastig, rasierte sich im Eiltempo, verschlang einen Pfannkuchen in drei Bissen und warf, schon an der Tür:

Bis heute Abend! Ich hoffe, ihr versteht euch gut.

Friedrich!, rief Anneliese. Wir wollten heute meine Sachen holen.

Machen wir. Heute Abend. Langweil dich nicht! Seine Stimme hallte schon im Treppenhaus.

Helene stand auf, schloss die Tür hinter ihrem Sohn, drehte sich zu Anneliese um und fragte scharf:

Schämst du dich nicht?

Nein, antwortete die junge Frau lächelnd. Sollte ich?

Friedrich kommt wegen dir zu spät!

Das wird er nicht. Er nimmt sicher ein Taxi. Keine Sorge, alles wird gut.

Wie dem auch sei, merk dir eins: Du bist nicht allein hier. Wenn du morgens eine Stunde das Bad blockieren willst, steh früher auf. Zum Glück muss ich heute nicht arbeiten.

Es wird nicht wieder vorkommen, sagte Anneliese einfach. Entschuldigen Sie.

Helene war sprachlos. Sie hatte auf einen Streit gehofft, und nun…

Na gut, brummte sie und ging ins Badezimmer.

Der erste Gegenstand, der ihr ins Auge fiel, war eine angebrochene Zahnpastatube, obwohl die alte noch nicht leer war.

Anneliese, warum hast du eine neue Zahnpasta aufgemacht?

Ich mag sie lieber.

Ich hoffe, du bringst deine eigene mit? Und dein Shampoo?

Natürlich, Frau Schneider…

Und deine Handtücher!

Die bringe ich mit…

Trotz aller Provokationen ließ sich Anneliese auf keinen Streit ein. Sie stimmte allem zu, nickte höflich, notierte sich ihre künftigen Pflichten.

Als ihr die Argumente ausgingen, ging Helene zum Frontalangriff über.

Warum bist du hierhergekommen?

Friedrich und ich lieben uns…

Natürlich liebst du ihn, so einen Mann! Aber ich verstehe nicht: Was findet er an dir?

Das habe ich ihn nicht gefragt…

Und deine Eltern?

Meine Mutter ist Näherin in einer Fabrik.

Und dein Vater?

Den habe ich nie gekannt.

Aha. Ein vaterloses Kind. Und wie willst du eine gute Frau für meinen Sohn werden?

Ich werde mein Bestes geben…

Du kannst es versuchen, es wird nichts nützen. Mein Sohn liebt dich nicht. Er glaubt es nur. Ich kenne ihn! Und er wird dich nie heiraten! Warum auch? Du liegst ihm ja schon zu Füßen.

Er liebt mich, flüsterte Anneliese mit zitternder Stimme. Da bin ich sicher.

Du machst dir Illusionen. Glaubst du, du bist die Erste?

Nein… aber das spielt keine Rolle…

Keine Rolle? In einer Woche hat er dich satt! Du bist ihm nicht gewachsen! Von Intelligenz hast du wohl noch nie gehört?

Doch. Aber hier ist das Wort schlecht gewählt.

Und warum?

Ich habe einen Universitätsabschluss.

Na und? Hör zu, kleines Mädchen, geh nach Hause. Hier ist nicht dein Platz. Ich versuche es dir seit heute Morgen begreiflich zu machen, aber du willst nicht hören.

Gut, ich gehe. Aber was sagen Sie Friedrich? Er wird nicht begeistert sein.

Das ist nicht dein Problem! Verschwinde und komm nicht wieder. Du bist hier nicht willkommen.

Helene erschrak selbst über ihre Grausamkeit. Solche Worte hätte sie sich nie zugetraut. Die bösen Sätze entfuhren ihr unkontrolliert.

Und Anneliese?

Die junge Frau sah sie an, verstand vollkommen.

Ihre Mutter war eifersüchtig. Sie kannten sich kaum, und doch brodelte der Hass bereits. Und das war erst der Anfang…

Die Haustür knallte: Friedrich kam früher zurück als erwartet.

Schon?, fuhr Helene auf, die gehofft hatte, Anneliese würde vor seiner Rückkehr verschwinden.

Man hat mich gehen lassen!, rief er fröhlich. Ich sagte, ich hätte eine Familienangelegenheit. Hörst du, Anneliese? Eine Familienangelegenheit!

Was für eine Angelegenheit?, knurrte Helene.

Wir gehen zum Standesamt, um unsere Verbindung anzumelden, dann holen wir ihre Sachen! Anneliese, mach dich fertig!

Helenes Herz schnürte sich zusammen. Sie begriff, dass sie mehr als eine Schlacht verloren hatte vielleicht hatte sie sich für immer die Chance verbaut, Großm

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